Author Archives: Wolfgang Berger

Transportkosten von Energie


Energie ist nicht überall gleichermaßen verfügbar. Der Ort der Bereitstellung bzw. Gewinnung und der schlussendlichen Nutzung von Energie ist in den meisten Fällen unterschiedlich. Der Energietransport, die Speicherung und die Verteilung von Energie spielen in immer komplexer werdenden und international vernetzten Energiesystemen eine immer wichtigere Rolle. Dies führt natürlich auch zu einer geänderten Kostenstruktur in diesen Systemen.

Die verfügbare Energie der Europäischen Union – und damit auch in Deutschland – sind in hohem Maße von Primärenergiequellen außerhalb der eigenen nationalen Grenzen abhängig. Die im Ausland verfügbare Energie muss somit zumeist als Endenergie möglichst wirtschaftlich – und damit auch ohne zu große energetische Verluste – transportiert werden. Die Europäischen Staaten verfolgen eine klare Strategie der Sicherung der Energieversorgung sowohl auf bestehenden Pfaden als auch auf neuen Wegen. Die Nordsee-Pipeline „Nord Stream“ ist ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit, wo versucht wird eine möglichst direkte Verbindung zwischen Energieerzeugerland und Verbraucher herzustellen – ohne die Transferländer. Aber auch die effizientere Nutzung der verfügbaren Energie und der stetige Ausbau an Erneuerbaren Energien tragen zur Sicherung der Energieversorgung bei. Dies trifft für die Deutschen Nordsee-Windparks ebenso zu wie für Megaprojekte wie Desertec, wo man die Ressource Sonne am Äquator für Mitteleuropa nutzbar machen möchte.

Aber auch das Thema Klimawandel – mit der damit verbundenen Reduktion von Kohlendioxid – trägt zu einem Wandel im Energiemix und damit auch beim Energietransport bei.

Transport und -verteilung

Zu Beginn der Industrialisierung wurde Strom noch in ein einziges Netz eingespeist. Viele größere Industriebetriebe hatten ihre eigenen Kraftwerke. Diesen Inselnetzen folgten unsere heutigen Verbundnetze. So konnte die Stabilität des Netzes – auch bei Ausfall einzelner Kraftwerke – erhöht werden. Zudem konnten die Stromgestehungskosten optimiert werden. Bei der Übertragung von elektrischer Energie entstehen durch den Ohm’schen Widerstand Verluste entlang der Leitung. Je höher die Spannung gewählt wird, um so kleiner werden (bei gleicher Leistung) der Strom und damit die Leistungsverluste. Traditionell werden die Hochspannungsdrehstromnetze in Europa mit bis zu 380 kV betrieben. Weitere Verluste entstehen durch den Blindstrom, der notwendig ist, um die Kapazität der Leitung im Rhythmus der Wechselfrequenz umzupolen. Bei Freileitungen begrenzt dieser Effekt die Leitungslänge auf einige hundert Kilometer, bei See- und Erdkabeln liegt die Grenze wesentlich darunter, da diese Kabel höhere Kapazitäten und damit höhere Blindstromverluste haben. Moderne Leistungselektronik ermöglicht die Hochspannungsgleichstromübertragung  (HGÜ) mit bis zu 1 MV. Sie ist wirtschaftlich bei Freileitungslängen über 650km und bei See- und Erdkabeln, weshalb diese Technologie zunehmend bei Off-Shore Windkraftwerken eingesetzt wird. Im liberalisierten Energiemarkt sind privatwirtschaftliche Netzbetreiber für den Betrieb und Erhalt der Stromnetze zuständig. Diese müssen auch im Zuge der Systemdienstleistung dafür Sorge tragen, dass die Frequenz und Spannung im Netz gehalten werden und bei Störungen eine Wiederherstellung der Versorgung sichergestellt ist. Neben der Bereitstellung von Investitionsmitteln zum Erhalt und zum Neubau von Leitungen stellt sich die Strompreisgestehung als kompliziertes und gesetzlich geregeltes Instrumentarium dar. Neben Aufwendungen für Beschaffung und Vertrieb fallen noch Abgaben für Netzentgelte und Umlagen (wie dem EEG) und Steuern an. Auch eine Offshore-Haftungsumlage wird ab 2013 eingepreist.

 Für Elektrizitätsversorger gestaltet sich die Preisfindung eines Entgelts nach formalen Vorgaben und beinhaltet neben einer Ermittlung der Kosten aus Netz- und Umspannung auch die Zuweisung der Kosten von nachgelagerten Netzebenen und einer komplizierten Gleichungsfunktion, in der ein Leistungs- und Arbeitspreis abgeleitet wird. Neben dem Stromnetz ist in Deutschland vor allem das Erdgasnetz sehr gut ausgebaut. Nach der Förderung und Aufbereitung des Erdgases wird dieses an Übergabestationen der Pipeline bzw. an Erdgasterminals in die nationale Verteilung gebracht. Neben konventionellen Pipelines nimmt der Transport durch verflüssigtes Erdgas (LNG, Liquefied Natural Gas) z.B. durch Tankschiffe stetig zu. Hier wird das Erdgas durch Abkühlung auf rund -160° C verflüssigt. Durch die Volumenabnahme auf ca. einen 600 Teil lässt es sich in großen Mengen transportieren. Im Gegensatz dazu spricht man bei Pipelinetransporten von komprimiertem oder verdichtetem Erdgas (CNG, Compressed Natural Gas). Erdgasnetze sind im Gegensatz zu Stromnetzen meist nicht weitläufig mit einander verknüpft. Nur regional gibt es Verknüpfungen. Diese werden in virtuellen Handelspunkten zusammengefasst.

Aus Zugangsmöglichkeiten und der Buchung von Kapazitäten können Entgelte errechnet werden, die zur Preisbildung beitragen. Durch Einspeiseverträge sind die Netzbetreiber verpflichtet die verkaufte Menge dem Verbraucher bereitzustellen. Als größte Kostenpositionen für Neubauten stehen die Verlegungskosten und die Kosten für Gasdruckregelanlagen. Verlegungskosten für Rohrnetze im innerstädtischen Bereich schlagen mit ca. 250 Euro je m Leitung zu Buche. Ein Großteil der Kosten (>90 %) fällt dabei auf die Tiefbauarbeiten und die Oberflächenwiederherstellung. Gasdruckregelanlagen liegen im Investitionsbereich zwischen 100.000 und 200.000 Euro. Diese erfüllen eine ähnliche Aufgabe wie die Transformatoren der Stromnetze als Bindeglied zwischen den Netzebenen. Vor allem in städtischen Gebieten ist die Wärmeversorgung durch Fernwärmenetze weit verbreitet. Ausgehend von einer zentralen Erzeugungsanlage – etwa einem Heizkraftwerk – werden über Pumpstationen das Fernwärmenetz und damit die lokalen Hausanschlüsse und Hausverteilungen bedient. Vorteilhaft ist hierbei die effiziente Wärmebereitstellung in Großanlagen durch energieeffiziente Kraft-Wärme-Kopplung. Meist ist der Wärmeträger in den Leitungen Heizwasser. Dieses Wasser wird in Vor- und Rücklaufleitungen zum Verbraucher transportiert. Die Temperatur im Vorlauf liegt zwischen 70°C und 130°C und die im Rücklauf zwischen 50°c und 70° C. Die Leitungen bestehen heute aus erdverlegten Kunststoffmantelrohren. Die Verlegungskosten je m in Abhängigkeit des Nenndurchmessers und des Geländes liegen zwischen 200 Euro und 2.500 Euro. Dabei liegen die Kosten bei großen Durchmessern und befestigtem Gelände höher. Die Investitionskosten der Hausanschlüsse liegen je Aufwand bei ca. 10.000 Euro für größere Wohngebäude. Somit können sich – bezogen auf die Nutzwärme – Verteilungskosten von rund 20-25 Euro je MWh Fernwärme ergeben.

Speicherung

Neben dem Transport von Energie fällt vor allem der Speicherung eine Schlüsselposition zu. Da neben dem Ort der Energiebereitstellung oft auch der Zeitpunkt der Energienutzung abweicht, spielen Speichersysteme eine zentrale Rolle in der modernen Energieversorgung. Die Verfügbarkeit von bezahlbaren Speichersystemen ist eine der Schlüsselfragen der weiteren Entwicklung von Erneuerbaren Energien. Die Realisierbarkeit zum benötigten Zeitpunkt, die Regelfähigkeit und die Wirtschaftlichkeit sind die Eckpunkte in der Planung neuer Speichersysteme. Gerade der Ausbau der Windenergie in Deutschland wird sicher maßgeblich mit der wirtschaftlichen Kombination von Speichersystemen beeinflusst werden. Zwar bieten auch sog. Regelkraftwerke eine gewisse Flexibilität um die üblichen Schwankungen im Lastgang auszugleichen. Jedoch bieten Speichersystem oft wirtschaftlichere – und umweltfreundlichere Alternativen. Die konventionellen Pumpspeicher von Wasserkraftwerken sind erprobt, jedoch in den Ausbaumöglichkeiten in Deutschland beschränkt. Der Wirkungsgrad liegt bei > 80% (ohne Übertragungsverluste). Die Kosten je kW Leistungsabgabe liegen bei ca. 350 Euro. Die Startzeit ist niedrig. Bis 100 % der Einspeiseleistung erreicht sind, vergehen nur 1 bis 2 Minuten. In Hinblick auf die Kapazität in kWh kann mit Kosten von ca. 100 Euro / kWh gerechnet werden. Druckluftspeicher nutzen oft existierende Kavernen oder Hohlräume aus dem Untertagebau. Als mögliche Standorte in Deutschland kommen beispielsweise Salz-Kavernen in Frage. Der Wirkungsgrad liegt hier bei ca. 70 %. Die Kosten je kW Leistungsabgabe liegen bei rund 500 Euro. Die Kosten der Kapazität bei < 15 Euro. Die Startzeit liegt in einem ähnlichen Bereich wie die der Pumpspeicher von rund 1 Minute. Immer wieder wird auch die Möglichkeit diskutiert, vor allem anfallende elektrische Energie in Form von Wasserstoff zu speichern. Dabei würde Strom dazu genutzt über chemische Verfahren Wasserstoff herzustellen und lokal zu speichern. Dieser könnte sowohl vor Ort wieder in Strom umgewandelt werden, als auch als Ausgangspunkt für den weiteren Transport genutzt werden. Der Wirkungsgrad der Umwandlung im Speicher liegt jedoch nur bei rund 40%. Die Kosten je kW Leistung liegen immer noch bei über 1.000 Euro je kW. Die Startzeit bis zur vollen Leistungsabgabe – beispielsweise in einem Gas- und Dampfkraftwerk – liegt bei rund 15 Minuten. Im Gegensatz zum deutlich geringeren Wirkungsgrad ist natürlich die sehr hohe Kapazität möglicher Standorte und Systeme anzumerken, die bei Druckluftspeichern und Pumpspeichern in Deutschland sehr beschränkt ist.

Dieser Artikel von Wolfgang Berger ist im VDI-Magazin Technik in Bayern Ausgabe 2/2013 erschienen. 

http://www.technik-in-bayern.de 

Mandatory reporting of GHG emissions for UK companies


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Starting October 1st 2013 the UK Companies Act 2006 (Strategic Report and Directors’ Report) Regulations 2013  will require all UK quoted companies to report their environmental impact and green house gas emissions as part of their annual report.

This effects all UK incorporated companies which are listed

  • on the London Stock Exchange
  • a European Economic Area market
  • or whose shares are dealing on the New York Stock Exchange
  • or NASDAQ.

Please find here the Environmental Reporting Guidance by DEFRA.

The web-tool FridaCarb allows companies to calculate their Corporate Carbon Footprint based on the DFGE TopDown Methodology. Based on the calculation also a Carbon Disclosure Project reporting (CDP) is offered.

Picture: http://pixabay.com

Baden-Württemberger Klimaschutzgesetz


“Baden-Württemberg wird Vorreiter beim Klimaschutz: Als zweites Bundesland hat der Südwesten jetzt ein Klimaschutzgesetz. Das sieht klare Vorgaben für die Reduzierung von Treibhausgasen vor: 25 Prozent weniger CO2 bis 2020, 90 Prozent weniger bis 2050. Damit erhält der Klimaschutz im Südwesten Gesetzesrang.”

Weitere Informationen gibt es auf der Website der Landesregierung.

Die Zeit – Mit Dreck gehandelt


Wie kam eigentlich der Emissionshandel zu Stande? Wie funktioniert das Kyoto-Protokoll? Wer verdient am Geschäft mit CO2-Zertifikaten? 

Fritz Vorholz betreibt in der Ausgabe 29 der Zeit eine Ursachenforschung und prangert dabei auch das Verhalten der Deutschen Bundesregierung als Bremser an. 

Ein gut geschriebener Hintergrundartikel. Die Lösung könnte ein neues internationales Abkommen sein – oder aber auch die Summe der Einzelstaatlichen Aktivitäten – nicht nur in Europa. 

Hier geht es zum Artikel: Mit Dreck gehandelt 

Quelle: http://www.zeit.de/2013/29/index 

Chemiebranche will Nachhaltigkeit etablieren


Die deutsche Chemieindustrie ist die nächste Branche, die sich verstärkt und auf breiter Basis dem Thema Nachhaltigkeit widmen möchte. Einer der Hauptgründe dafür ist es Wettbewerbsfähig zu bleiben.

Eine Allianz aus Industrie, Verbänden und Gewerkschaft hat die Nachhaltigkeitsinitiative Chemie³ ins Leben gerufen. Die dort verfügbaren Leitlinien für alle Mitglieder beschäftigen sich mit Produkten, Verfahren & Prozessen und sollen dabei den gesamten Lebenszyklus der Produkte im Blick haben. Zudem sollen Chemische Anlagen energie- und ressourceneffizienter werden und auch der Einsatz nachwachsender Rohstoffe erhöht werden.

Allerdings fehlen konkrete Ziele und Indikatoren an denen sich die Chemie-Branche messen lassen muss. Diese Kennzahlen sollen in den nächsten Schritten erarbeitet werden. Zu diesen Zahlen zählen auch die CO2-Emissionen je Produkteinheit, die in Nachhaltigkeitsberichten ausgewiesen werden soll.

Mehr zur Initiative unter www.chemiehoch3.de

Product Carbon Footprint für PV-Module in Frankreich verpflichtend


Unter dem Titel: “Cahier des charges de l’appel d’offres
portant sur la réalisation et l’exploitation d’installations
photovoltaïques sur bâtiment de puissance crête comprise entre
100 et 250 kW” veröffentlichte die Französische Regierung bereits im Januar klare Ausschreibungsvoraussetzungen für ein neues nationales Förderprogramm der Solarindustrie. 

Wer hier partizipieren möchte, um seine PV-Anlagen in Frankreich zu vermarkten (Bau und Betrieb),  MUSS auch  einen Product Carbon Footprint der Anlage liefern können.

Neben dem Preis und einer Machbarkeitsprüfung zählt nun also auch ein Umweltbewertung anhand des Carbon Footprints  des Produktes zu den Auswahlkriterien. In der offiziellen Ausschreibung wird auch auf den Vorteil im CO2-Ausstoß Europäischer Module im Vergleich zu Importprodukten eingegangen.

Dies ist ein weiteres Beispiel auf nationaler Ebene von der Commission de régulation
de l’énergie (CRE), wie das Thema Carbon Footprint fester Bestandteil von Ausschreibungen wird.

Konkrete Hilfe zum Thema finden Sie hier.

Nähere Informationen zum Hintergrund finden Sie bitte hier.

Article: Global Warming’s Terrifying New Math


Read this interesting article by Bill McKibben in the Rolling Stone Magazine.

McKibben investigates Climate Changes scenarios and corresponding Carbon Footprints with three numbers:

– 2° Celsius (maximum temperature rise humans can cope)
– 565 Gigatons (of CO2 that humans can pur in the atmosphere to stay below 2°)
– 2795 Gigatons (of CO2 that we currently plan to burn)

Now you can do the math.

Global Warming’s Terrifying New Math
Three simple numbers that add up to global catastrophe – and that make clear who the real enemy is

Further Reading:
Book: The Burning Question by Mike Berners-Lee

New Scope 3 Calculation Guidance (GHG Protocol)


The Green House Gas Protocol released a new guidance for the calculation of Scope 3 inventories. The new guidance provides even more methods for the 15 categories, guidance on selecting the appropriate calculation methods and examples of the calculation of the Carbon Footprint.

What has changed:

  • Revised Decision Trees
  • More Detail on calculation for category 1 – Purchased Goods and Services (hybrid method)
  • More Guidance for category 5 – Waste generated in operations
  • Extended Guidance for category 15 – Investments

You can download the full report (or for single categories) here.

Nur knapp 12% aller Mobiltelefone werden recycelt


Nach einer Studie der US Environmental Protection Agency (EPA) werden nur 11,7% der 141 Millionen Mobiltelefone, die ihr Lebensende erreicht haben auch recycelt und die Rohstoffe dem Stoffkreislauf zurückgeführt.

Vor allem die Dissipation – also die Feinverteilung – der eingesetzten seltenen Erden stellen einen erheblichen Verlust für die Wertschöpfungskette dar.

Weitere Hintergründe der Studie, die zum Earth Day vorgestellt wurde, finden Sie bitte hier.

Neue Leitfäden zur CO2 Berechnung in der Logistik


Aktuell gibt es zwei neue Leitfäden zur Emissionsberechnung (Carbon Footprint) für die Logistik.

Der europäische Dachverband der Spediteure, CLECAT,  hat eine übersetzte Version der Anforderungen an die DIN EN 16258 veröffentlicht. Dieser kann auf der Seite der Verkehrsrundschau bezogen werden.

Zudem hat der Deutsche Speditions- und Logistikverband eine Aktualisierung des DSLV-Leitfaden “Berechnung von Treibhausgasemissionen in Spedition und Logistik” veröffentlicht. Der Leitfaden kann hier als PDF kostenfrei bezogen werden.